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13. Tag BODEGA BAY › HEALDSBURG
Sonoma Coast, Teil 2
Auf der Fahrt zum 41 Meilen entfernten Tagesziel Healdsburg lege ich einen Fotostopp am Duncan’s Cove Overlook ein. Mein Hosentaschen-Scheinwerfer zeigt mir den Weg hinunter zur Rock Point Beach. Was für eine tolle Foto-Location, leider hält sich der Morgennebel hartnäckig vor der Küste. Auf dem lockeren Kieselstrand ist es auch nicht einfach einen stabilen Halt für das Stativ zu finden. Die Wellen verschieben oft das Gestein, selbst wenn das Stativ auf größere Steine steht. Nun ja, ich muss mehrere Versuche starten, bis die Bilder endlich im Kasten sind.
Wenn man den Highway 1 in Richtung Mendocino weiterfährt, kommt man an Schooner Gulch vorbei. Es ist eine der schönsten Strände in Nordkalifornien. Steine am Strand, die wie riesige Bowling-Kugeln geformt sind. Daher wird dieser Abschnitt auch Bowling Ball Beach genannt. Ein fantastisches Fotomotiv bei Ebbe und Sonnenuntergang. Bei der Planung bin ich alle Alternativen durchgegangen, aber die Bowling Ball Beach lässt sich nicht mit idealen Gezeiten unterbringen.
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Mammutbäume
In Jenner verlasse ich den Highway 1 und fahre auf dem Hwy 116 ostwärts. Eine kurvige Strecke entlang des Russian River, leider gibt es nur wenige Stellen mit freier Sicht auf dem Russian River. Auf den Stromleitungen sitzen ein Dutzend Truthahngeier. Wenn sie schon so brav sitzenbleiben, muss ich sie auch ablichten. In Guerneville biege ich ab zum Armstrong Redwoods State Natural Reserve. Der Park ist berühmt für alte Küstenmammutbäume oder auch Küsten-Sequoie. Hier muss ich nicht erst einen Parkplatz reservieren, wie es mittlerweile in Muir Woods Pflicht ist. Die Hikes haben eine Länge von einer Meile bis zum neun Meilen langen East Ridge/Pool Ridge Trail.
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Ich begnüge mich mit einer Kombination aus Discovery Trail und Pioneer Nature Trail. Ich komme am „Colonel Armstrong Tree” vorbei, mit einem geschätzten Alter von über 1400 Jahre, ist es der älteste Baum im Park. „Parson Jones” ist mit 95 Meter der höchste Baum. Der Park ist wunderschön und im Nachhinein bin ich froh, dass ich Armstrong Redwoods State Natural Reserve kurzfristig ins Programm aufgenommen habe. Direkt an dem Park schließt die Austin Creek State Recreation Area an. Eine zerklüftete Landschaft aus Wäldern, Schluchten, Hügel und Wiesen. Für Camper und Wanderer ein tolles Ziel.
Wine Country
Das Sonoma Valley ist der Geburtsort der Weinindustrie in Kalifornien. Das Tal zwischen den Mayacamas Mountains und Sonoma Mountains erstreckt sich von Santa Rosa im Norden bis zur San Pablo Bay im Süden. Der Oktober 2017 ist als eine der schlimmsten Naturkatastrophen in die Geschichte Nordkaliforniens eingegangen. Ein gewaltiges Feuerinferno walzte durch das Wine Country. 43 Todesopfer waren damals zu beklagen. Verbrannte Weinberge und zerstörte Häuser zeugen noch heute von der Urgewalt.
Im Norden Kaliforniens gibt es über 1200 Weingüter. Kalifornien ist nach Frankreich, Italien und Spanien der viertgrößte Weinproduzent der Welt. Gut 85% der gesamten amerikanischen Weinproduktion stammt aus Kalifornien. Die meisten Premium-Weingüter liegen in den Bezirken Lake, Mendocino, Napa, Sonoma und Los Carneros. Deshalb wird dieser Teil Nordkaliforniens auch als das Wine Country der USA bezeichnet. Der Tourismusboom sorgte dafür, dass sich viele Restaurants und Luxushotels im Napa Valley niedergelassen haben. Nach Disneyland ist das Napa Valley das meist besuchte Touristenziel in Kalifornien.
Weinprobe, Teil 1
Mittags besuche ich das Weingut Ferrari-Carano im Alexander Valley. Die Caranos produzieren Wein seit 1985 im Sonoma, Napa und Mendocino County. Das stattliche Gebäude sieht aus wie eine Villa in der Toskana. Den Villa Fiore Tasting Room and Wine Shop kann man jederzeit ohne Anmeldung besuchen. Ich probiere in der Enoteca Wine Bar zuerst einen 2015er Cabernet Sauvignon Reserve. Der Cabernet verströmt einen wunderbaren Duft, fruchtig und erdig. Es folgen noch ein 2014er Prevail Black Forty, ein 2015er Lazy Creek Vineyards Estate Pinot Noir und ein 2016er Dominique Chardonnay. Ich komme mit dem Sommelier ins Gespräch. Als ich beiläufig erwähne, dass ich einige Sterne-Restaurants in Kalifornien besuchen werde, wird mir das Wine Tasting unentgeltlich angeboten. So war das nicht gemeint und ich bestehe darauf zu bezahlen.
Eine Ikone im Sonoma County ist der Jimtown Store. Vor fast dreißig Jahren, während einer Reise aus New York, stießen Carrie Brown und ihr Mann John Werner auf einen stillgelegten Country Store in Healdsburg. Sie kauften den über 120 Jahre alten Jimtown Store, zogen nach Healdsburg und erweckten diesen urigen Country Store wieder zum Leben. Ich setze mich an den Counter und esse Chipotle Hummus mit Pita und Oliven. Als Nachschlag gibt es noch eine Tomatensuppe mit Pesto. So einen hübschen Country Store gibt es leider nur noch selten in Kalifornien.
Healdsburg
Die Fahrt führt weiter nach Healdsburg. Die malerische Kleinstadt mit knapp 12000 Einwohnern liegt am Russian River Fluss inmitten des Sonoma Wine Country. Die geographische Lage macht Healdsburg zum Weinzentrum, an dem drei der wichtigsten Weinbaugebiete von Sonoma County zusammentreffen Russian River, Alexander Valley und Dry Creek. Nicht nur Wine Tasting Rooms gibt es in Healdsburg, sondern auch elegante Geschäfte, Restaurants, Cafés und Galerien.
Ich schlendere entlang der Healdsburg Ave und schaue in die Schaufenster. Alles hat Stil und Klasse, aber allgemein ist Healdsburg auch teuer. Ein Straus Family Ice Cream Softeis kostet dann schon mal $6. Auf der Plaza findet heute das alljährliche Wine Event „Pinot on the River” statt. Ein hübsches Panorama-Mural ist an der Ecke Center/Plaza zu sehen. Die charmante Kleinstadt gefällt mir noch besser als Los Gatos. In Healdsburg geht es noch entspannter und ruhiger zu.
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Ein Traum wird wahr
Mit der SingleThread Farm haben sich Kyle und Katina Connaughton einen Lebenstraum erfüllt. Kyle und seine ein Jahr jüngere Frau Katina wuchsen beide in Los Angeles auf und entwickelten bereits in der Highschool eine Vorliebe für die japanische Kultur. Kyle begann eine Ausbildung in einem der ältesten japanischen Restaurants in Südkalifornien und sammelte Erfahrungen im Spago Beverly Hills und Michel Bras Drei-Sterne-Restaurant TOYA Japon in Hokkaido. Während seiner dreijährigen Zeit in Japan lernte Katina nachhaltige Anbaumethoden auf einer Erdbeerfarm. Während ihres Aufenthalt in Japan entwickeltem beide ihre Grundlagen für die japanische Gastfreundschaft und Kaiseki. 2006 war ein weiterer Meilenstein in Kyles Karriere. Er wurde fünf Jahre Head Chef of Research and Development in Heston Blumenthals Drei-Sterne-Restaurant Fat Duck in London. 2011 kehrten die Connaughtons wieder zurück in die USA. Der Umzug in die malerische Kleinstadt Healdsburg war der Startschuss für das Projekt SingleThread Farm. Es wurde teurer als gedacht, aber mit Hilfe von Sponsoren konnte das $30 Millionen teure Projekt gestemmt werden. Der Rummel war riesengroß, nahezu jede Publikation berichtete über das Restaurant.
SingleThread
Am Nachmittag checke ich im SingleThread ein. Eine Übernachtung zur Hauptsaison ist wahrlich ein sehr teures Vergnügen, schlappe $1.160 kostet die Übernachtung. Nein, nicht in der Suite, sondern nur im Gästezimmer. Da machen $295 für das Dinner das Kraut auch nicht mehr fett. Das 50 m² große Zimmer bietet allen erdenklichen Komfort 60" Fernseher mit Apple TV oder Netflix, Teforia Teefiltermaschine, Parkett, Fußbodenheizung, lautlose Klima, japanische Toto Toilette usw. Gerade die liebevollen Details sind es, worin sich das SingleThread von anderen Luxushotels unterscheidet. Hier erlebt man eine besondere Art der Gastfreundschaft. Wer sich mit der japanischen Kultur näher beschäftigt, kennt den Begriff Omotenashi. Auf gut Deutsch: „Den Gast aus tiefstem Herzen und völlig selbstlos glücklich machen.” Hier ist Omotenashi ausführlich beschrieben >>> Artikel. Nach der Dusche mache ich es mir auf der Dachterrasse bequem. Ein Wasserspiel, eine Feuerstelle, bequeme Sitzgelegenheiten, Gärten mit Kräutern und kleine Obstbäume bilden die Kulisse. Die Sonne scheint, dazu ein SingleThread Domesticated Wild Ale. Was begehrt das Herz mehr?
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Im Dezember 2016 eröffneten Kyle und Katina Connaughton das SingleThread ein Restaurant, Inn und Farm. Das Zwei-Sterne-Restaurant bietet Platz für 52 Gäste, das Inn hat fünf Gästezimmer/Suiten. Die Farm liegt am Ufer des Russian River und befindet sich umgeben von Weinreben auf einem Grundstück der Seghesio Family Winery. Hier baut Katina die Zutaten für das Restaurant an, was in der Region nicht leicht zu finden ist, unter anderem Lilienknollen, japanische Karotten, Auberginen und Ingwer. Was die Farm hergibt, hat auch direkten Einfluss auf die Speisekarte. Kyle wurde von Kaiseki inspiriert, einem traditionellen mehrgängigen japanischen Menü. Kyle Connaughton sagt: „Das Fundament von Kaiseki ist, dass das Menü nicht das Gleiche wie gestern oder morgen ist. Es konzentriert sich auf diesen Tag, diesen Moment in der Natur.” Hier ein Clip >>> Video.
Wer mit dem Begriff Kaiseki nichts anfangen kann. Die mikrosaisonale Kaiseki-Küche ist eine leichte japanische Küche, die einem 72-Jahreszeiten-Thema unterliegt. Einst streng vegetarisch, wird heute auch Fisch und gelegentlich Fleisch dazu serviert. Besonderer Wert wird auf höchste Qualität der Zutaten gelegt. Zu einer äußerst komplexen Zubereitung, steht der Eigengeschmack der Produkte an erster Stelle. Die Speisen werden kunstvoll angeordnet und garniert. Die visuelle Ästhetik des Geschirr und Garnituren ist ein wichtiger Bestandteil. Kaiseki gilt als die Vollendung der japanischen Kochkunst.
Das Dinner
Zum Abendessen muss ich pünktlich erscheinen das elfgängige Menü folgt einem festen zeitlichen Ritual. Zwölf handgewebte Paneele trennen verschiedene Teile des Speisesaal ab. Die Tische sind mit Keramik von der Nagatani Familie aus Iga dekoriert. Die japanischen Töpfer haben alle Steingut und Kochgefäße (jap. Donabe), Teller und Vasen für das SingleThread hergestellt. Die Klingen der Messer sind nicht von der Stange, sondern stammen aus einem 1968er Volkswagen.
Ich werde zu meinem Platz geführt. Neun Apéros stehen schon am Tisch, eins sieht verführerischer aus als das andere. In einem Sterne-Restaurant in Tokio wäre es ein No-Go vor der Ankunft Speisen am Tisch hinzustellen. Der Überraschungseffekt für die Gäste ist wohl kalkuliert, Amerikaner mögen die Show. Danach folgen nochmal zwei Amuse-Bouches, die Kyle Connaughton persönlich serviert. Ohne jetzt die Häppchen einzeln zu bewerten, ich benote sie zwischen sehr gut und Weltklasse. Zum Menü habe ich die alkoholfreie Getränkebegleitung gewählt. Die stimmige Auswahl ist ein Traum, alle neun Getränke in wunderschöne Gläser von Kimura aus Japan. Die Präsentation ist sensationell.
Die Servicekraft bringt eine Box mit handgefertigten Messern. Die Klingen der Messer sind nicht von der Stange, sondern stammen aus einem 1968er Volkswagen. Ich darf mir eins für dem nächsten Gang aussuchen. Die Ente ist hervorragend, die Haut kross, das Fleisch auf den Punkt zubereitet. Besser geht Ente nicht. Zum Ende gibt es noch Wagashi oder auch Petits Fours.
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Das Menü war ausgewogen, auch wenn es in der zweiten Hälfte etwas nachließ. Jammern auf extrem hohem Niveau. Wer eine von Kaiseki beeinflusste progressive Küche schätzt, wird in USA derzeit kein besseres Restaurant finden. Das SingleThread hat auf Anhieb zwei Michelin Sterne bekommen, und 2019 bereits den dritten Stern. Das Restaurant belegt den zweiten Platz unter den Top 100 Restaurants in USA (OAD 2019). Glückselig nach diesem wunderbaren Abend mache ich mich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Ich kreuze meinen Frühstückswunsch an und hänge die Karte vor die Tür. Je nach Vorliebe wird das Frühstück auf dem Zimmer, Study Room oder bei schönem Wetter auf der Dachterrasse serviert. Jetzt stellt sich nur die Frage, amerikanisch, englisch oder japanisch?
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14. Tag HEALDSBURG › YOUNTVILLE
Frühstück
Ich habe sehr gut geschlafen. Ich bin kein Fan von Buffetts und schon gar nicht von einem Frühstücksbuffet. Umso besser das im SingleThread das Frühstück für jeden Gast frisch zubereitet wird. Ich habe mich für das japanische Frühstück entschieden, eine willkommene Abwechslung zum üblichen amerikanischen Frühstücksangebot. Das Frühstück ist reichhaltig, die Auswahl und Produktqualität auf Sterne-Niveau. Es besteht aus Misozuke King • Salmon Dashimaki Tamago • Sweet Corn and Tomato Donabe Rice • Vegetable Salad in Sesame Dressing • Fresh Yuba with Barrel Aged Ponzu • House-made Tsukemono • Miso Soup • Summer Fruit • House-made Yoghurt with Granola and Fall Fruits • Carrot, Apple and Pecan Smoothie • Almond Latte.
Die nächsten vier Tage werde ich in Yountville übernachten. Die hübsche Kleinstadt, 56 Meilen nördlich von San Francisco, ist das kulinarische Herz im Napa Valley. Von dort aus werde ich tagsüber einige Weingüter besuchen, relaxen und abends gut essen gehen. Die bekannten Weingüter im Napa Valley sind von Touristen überlaufen Wine Tasting unter solchen Bedingungen ist das liebe Geld nicht wert. Daher habe ich auch nur halben Tag für die Weingüter im Napa Valley eingeplant und werde die übrigen drei Tage entspannt im Alexander, Dry Creek, Green, Russian River und Sonoma Valley verbringen.
Haley hat mir vorab eine Liste von vierzig Weingütern zusammengestellt. Kleine familiengeführte Weingüter, die sich auf Cabernet, Chardonnay, Merlot, Pinot, Syrah spezialisiert haben. Aus dieser Liste habe ich vier Weingüter für ein Private Tasting ausgewählt: Copain Wines, Hamel Family Wines, Reeve Wines und Whetstone Wine Cellars. Die Wine Tastings finden in ruhiger Atmosphäre statt. Maximal sechs Personen nehmen daran teil, und wenn man Glück hat auch alleine. Die Wine Tastings dauern in der Regel zwischen 60 bis 75 Minuten und kosten zwischen $35 und $60. Es gibt auch ganztägige Arrangements, aber das ist mir zu viel des Guten.
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Weinprobe, Teil 2
Das erste Private Tasting findet bei Copain Wines statt. Unter vier Tasting-Optionen habe ich das Paket Vineyard Exploration Flight gewählt. Ich sitze mit Margaret Pedroni am Tisch. Sie erzählt mir erst das Wichtigste über das Weingut. Anschließend bekomme ich sechs Weine zum probieren vorgesetzt. Begriffe wie Acidity, Body, Tannic, Balance, Oaky, Earthy, Structure, Finish fliegen durch die Runde. Obwohl das Weingut im Russian Valley liegt, werden die meisten Reben im Alexander und Anderson Valley angebaut. Auch nach sechs Gläser Rot- und Weißwein gibt es kein Problem mit Autofahren, da ich während solcher Wine Tastings nichts „trinke.” Wenn mir ein Wein zusagt, dann kaufe ich vor Ort eine Flasche. Tipp: Die meisten kleinen Weingüter haben keinen Vertrieb, sondern verkaufen ihre geringe Produktionsmenge nur an Club-Mitglieder oder Gäste.
Von Copain im Russian River Valley fahre ich nach Calistoga im Napa Valley. Eine nette Main Street, mehr hat Calistoga nicht zu bieten. Ich sitze im Palmengarten vom Indian Springs Hotel und mache mich über das Lunchpaket her. Es gibt ein Truthahn-Sandwich mit Pesto, Käse, Nüsse, Oliven und Obst.
The Block
Nachmittags checke ich im North Block Hotel ein. Das Hotel in Yountville, ehemals Hotel Luca, wurde 2012 komplett neu gestaltet. Die zwanzig Zimmer/Suiten, entweder mit Terrasse oder Balkon, sind zentral um einen Innenhof angeordnet. Die mediterrane Architektur erinnert mich an die L’Auberge Carmel. Das ist auch kein Wunder, das North Block Hotel wurde vom gleichen Architektenbüro gestaltet. Mein Zimmer ist im Erdgeschoss hat eine Terrasse davor und dahinter. Die Übernachtung im North Block Hotel ist zwar über die Hälfte günstiger als im SingleThread, aber $672 pro Nacht ist auch kein Sonderangebot. Das sind Standardpreise, wenn man zur Hauptsaison im Napa Valley gehoben übernachten möchte. Das Napa Valley ist die teuerste Urlaubsregion in USA und auch im Ranking der teuersten Urlaubsorte liegt Napa an erster Stelle, gefolgt von Washington D.C. und San Francisco.
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THE FRENCH LAUNDRY
Thomas Keller gehört zu den berühmtesten amerikanischen Küchenchefs. Keller besitzt mehrere Restaurants, darunter die Drei-Sterne-Restaurants Per Se in New York City und The French Laundry in Yountville. Wenn ich schon fünf Tage im Wine Country bin, muss ich natürlich The French Laundry einen Besuch abstatten. Der Gourmet-Tempel befindet sich in einem historischen Steinhaus aus dem Jahr 1900. Erstbesitzer war ein gewisser Pierre Guillaume. 1907 verkaufte Guillaume seinen Eagle Saloon an John B. Lande. Dieser eröffnete mit seiner Frau eine Dampfwäscherei und nannten sie fortan The French Laundry. 1978 kauften Don und Sally Schmitt das Haus und wandelten es in ein Restaurant um. Als 1994 das Restaurant zum Verkauf angeboten wurde, griff Thomas Keller zu. Der Rest ist Geschichte.
2017 wurde die Küche und der Außenbereich für $10 Millionen von dem Architekturbüro Snøhetta neu gestaltet. Die wellenförmigen Linien der Decke sehen aus wie eine zusammengerollte Tischdecke und dienen gleichzeitig als Geräuschdämpfer. Auch der Innenhof bietet schöne Fotomotive. Besonders stolz ist Thomas Keller auf eine 24 Jahre alte Kräuselmyrte, die jetzt dort ihren Platz gefunden hat. Der Weinkeller ist ebenfalls beeindruckend, nicht weniger als 16000 Flaschen Wein werden dort gelagert.
Rückblick: Die Reservierung im 3-Sterne-Restaurant The French Laundry verläuft nicht reibungslos, ich verpasse das Reservierungsfenster um zwei Tage. Als ich es bemerke, ist es schon spät, das Restaurant ist komplett ausgebucht. Was tun? Ich kontaktiere Haley, ob sie nicht irgendwie eine Reservierung ermöglichen könnte. Ein paar Tage später erhalte ich eine eMail: „I want to inform you that The French Laundry has invited you to dine in the kitchen as a private experience. Would that be suitable for you?”
Vom North Block Hotel sind es nur paar Schritte zur French Laundry. Vorbei ist es mit der kalifornischen Lässigkeit, im Restaurant gilt ein strenger Dress Code. Ohne Jacket brauche ich erst gar nicht eintreten. Wie in vielen amerikanischen Drei-Sterne-Restaurants gibt es nur ein Menü zur Auswahl, hier zusätzlich in einer vegetarischen Variante. Das Chef's Tasting Menu kostet $325, beinhaltet aber auch Service und Tax. Zum neungängigen Menü kann man noch ein bis vier weitere Optionen hinzufügen. Bestellt man alle vier Gänge hinzu, gibt es einen Aufschlag von $315. Mit Wine Pairing summiert sich das auf einem vierstelligen Betrag. Wer aber glaubt teure Sterne-Restaurants sind eine Goldgrube, irrt sich gewaltig. Hohe Produktqualität, Personal und Miete verursachen immense Kosten. Selbst geführte Drei-Sterne-Restaurants sind heute eigentlich unmöglich, es sei man hat einen finanzstarken Gönner im Rücken oder eine klassische Quersubventionierung durch ein Hotel.
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Es ist interessant das Treiben in der Küche live mitzuerleben. Mit dem gebürtigen deutschen Service-Manager Alexander M. kann ich mich auf deutsch unterhalten. Zuerst gönne ich mir ein Glas Krug „Grand Cuvée” Champagner, das Glas für $60. Wenn das so weiter geht, wird das ein teurer Abend. Da kommt auch schon der Service und füllt das leere Glas nach. Zum Menü bestelle ich einen 2014er Cabernet Sauvignon „Lithology” für $45. Ein Schnäppchen zum 1992er Cab „Screaming Eagle”, der mit $50.000 auf der Weinkarte zu finden ist. Interessant woher das Restaurant all seine Produkte bezieht, unter anderem Äpfel von der Apple Farm in Philo, Kalifornien Butter von Diane St. Claire Animal Farm in Orwell, Vermont Wild von der Broken Arrow Ranch in Ingram, Texas Kartoffeln von der Little Organic Farm in Petaluma, Kalifornien Rind von der Snake River Farms in Boise, Idaho. Insgesamt 46 Hersteller versorgen das Restaurant mit ihren Produkten, Basis einer hervorragenden Küche.
Das erste Amuse-Bouche ist geschmacklich flüchtig, sodass ich mich gar nicht mehr daran erinnere. Nach einem weiteren Amuse-Bouche, einer sehr guten Waldpilzsuppe, folgt der erste Gang „Oysters & Pearls.” Das ist ein Klassiker von Thomas Keller, dass auch in seinem New Yorker 3-Sterne-Restaurant Per Se serviert wird. Auf dem Teller liegen zwei pochierte Austern und eine fette Portion Kaviar, alles in einer buttrigen Sabayon mit Tapioka-Perlen und Schnittlauch. Das macht einen heftigen Ausschlag auf meiner Notenskala Weltklasse.
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Vor mir steht eine Holzschachtel mit weißen Trüffel aus Alba. Faustgroße Knollen im Wert von ein paar Tausend Dollar. Die Qualität des Edelpilzes liegt im wahrsten Sinne in der Luft. Die Augen schließen und diesen Duft einatmen. Eine Dame hobelt eine fette Portion Trüffel über die Cavatelli. Dieser Umami-Geschmack mit der Pasta. Mir fehlen die Worte, es schmeckt einfach gigantisch. Beim japanischen Wagyu kann ich nicht nein sagen, ich bestelle diesen optionalen Gang dazu. Die $100 extra sind gut angelegt. Das Fleisch ist geschmacklich exquisit, butterzart und der hohe Fettanteil sorgt dafür, dass das Fleisch fast auf der Zunge schmilzt.
Das Menü hinterlässt einige Fragezeichen! Die Produktqualität war hervorragend, nahezu jeder Gang handwerklich perfekt zubereitet und dennoch vermisste ich das kulinarische Feuerwerk, wie ich es im Manresa oder SingleThread erleben durfte. Weltklasse fand ich nur die Austern mit Kaviar und die Nudeln mit Trüffel, zu wenig für den Anspruch eines Drei-Sterne-Restaurant. Sorry French Laundry, aber das ist weit entfernt von einer Höchstwertung. Das macht sich auch in der Bewertung von OAD bemerkbar. 2018 noch auf Platz 19, stürzt die French Laundry in der 2019-Ausgabe auf Platz 38 ab.
Bevor ich das Restaurant verlasse, führt mich Alexander noch durch den Weinraum. Der Raum ist von außen einsehbar. 18.000 Flaschen werden hier auf computergesteuerter Temperatur gelagert. Er zeigt mir auch die Flasche „Screaming Eagle.” Alexander sagt was von $30.000. Warum steht dann der Cab mit $50.000 auf der Weinkarte, bedeutet das $20.000 Rabatt? Das wird wohl eher eine kulinarische Antiquität im Sortiment bleiben, denn online finde ich die Flasche für die Hälfte. Nicht das Jemand auf dem Gedanken kommt, dort einzubrechen. Um die Glasscheibe einzuschlagen, braucht man schon einen Presslufthammer.
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