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22. Tag:  WOODSTOCK › LUDLOW › DORSET › MANCHESTER

Nach vier Übernachtungen in Woodstock geht es in den Südwesten von Vermont. Die Fahrt führt über Ludlow, Londonderry und Dorset nach Manchester. Ich sehe mir die Ludlow Baptist Church in Ludlow an. Eine auffällige Architektur im Gegensatz zu den sonst weißen Kirchen in Vermont. Ebenfalls ein schönes Fotomotiv ist Bob’s Watermill in Londonderry. Leider verschandelt ein Schild die Holzfassade. Vielleicht als Abschreckung für Fotografen? Das Licht passt nur am Morgen, am Nachmittag ist die komplette Front im Schatten. In Bob’s Diner in Manchester Center mache ich Frühstückspause. Es gibt Eggs, Home Fries & Toast.
Bevor ich nach Manchester weiterfahre, mache ich noch einen Abstecher nach Dorset. Das 2.000 Einwohner zählende Dorset ist ohne Frage eine der schönsten Orte in Vermont. Viele historische Häuser sind entlang der Route 30 zu sehen. Darunter das Dorset Inn, das älteste Inn in den USA, dass seit 1796 kontinuierlich im Betrieb ist. Ebenfalls sehenswert ist das Wilson House (1852), das Barrows House (1898) und das Inn at West View Farm (1917). Die Fahrt entlang des Stone Valley Byway ist besonders im farbenprächtigen Herbst sehr schön.

Die General Stores in Vermont gefallen mir sehr und wenn immer möglich, sehe ich mir die Stores an. Der Dorset General Store feiert (1816) sein zweihundertjähriges Jubiläum und ist ein Schmuckstück, außen wie innen. In Dorset befindet sich der älteste Marmorsteinbruch der USA, gegründet 1785 von Isaac Underwood. Maple Hill Cemetery ist ebenfalls sehenswert. Im DORSET RISING gibt es zum Mittag ein lecker belegtes Panini – ich checke die Mails und chatte mit meiner Lebensgefährtin. Manchester belegt im Ranking der schönsten Städte in Vermont immer einen der vorderen Plätze – eine malerische Kleinstadt, wo man als Ausgangspunkt für Tagestouren auch zwei bis drei Tage verbringen kann. Eine gute Entscheidung in Manchester zu übernachten, zudem ist die Auswahl an Fine Dining-Restaurants größer als in Bennington oder Brattleboro.

Da ich von Mount Mansfield außer Nebel nichts gesehen habe, geht es hinauf zum Equinox Mountain. Vier Meilen südlich von Manchester führt der Skyline Drive dorthin. Vom Aussichtspunkt blickt man im Osten auf die Green Mountains, Valley of Vermont und die White Mountains von New Hampshire – im Westen auf die Adirondack Mountains von New York – im Süden auf die Taconic und Berkshire Mountains von Massachusetts. Der 5,2 Meilen lange Skyline Drive ist die längste, im Privatbesitz befindliche, Mautstraße in den USA. Da das Tor bereits um 17 Uhr schließt, kann man den Sonnenuntergang nicht leider fotografieren. Am Spätnachmittag ist das Licht aber akzeptabel um den Blick auf die rot gefärbten Wälder zu genießen. Wer unbedingt den Sonnenuntergang erleben möchte, muss zu Fuß den beschwerlichen Weg hinauf und hinunter.

Apropos Equinox, das gleichnamige Hotel ist eine Ikone mit über zweihundert Jahre Geschichte. Viele berühmte Persönlichkeiten, darunter vier US-Präsidenten, waren zu Gast in diesem Hotel. 1972 wurde das Equinox in das National Register of Historic Places aufgenommen und 2007 in ein luxuriöses Golf Resort und Spa umgewandelt. Die schmucken weißen Häuser in Manchester Village sind eine Augenweide. Viele Prachtexemplare stehen auf der Ostseite der Route 7A.

Eine Übernachtung in einem Motel im Old Style-Look gehört auf meinen USA-Reisen dazu. Gebucht habe ich das Palmer House. Es gibt keine Etagen, Aufzüge oder lange Korridore, sondern man parkt sein Fahrzeug direkt vor dem Zimmer. Bequemer geht es nun wirklich nicht. Eine gediegene, ruhige Anlage und nur eine halbe Meile vom Zentrum entfernt. Das Zimmer ist groß, wenn auch die Einrichtung etwas antiquiert wirkt. Kein Luxus wie im Woodstock Inn & Resort, aber die Übernachtung kostet auch nur ein Drittel davon.

Im Südwesten von Vermont wird man kulinarisch verwöhnt. Die meisten Fine Dining-Restaurants sind in Manchester und Umgebung zu finden, u.a. Chantecleer, Inn at West View Farm, Mistral’s at Toll Gate. Unter Gourmets ist das Restaurant RELUCTANT PANTHER eine der besten Adressen in Manchester. In dem Luxushotel (20 Zimmer) fühlt man sich wie in Neuengland Anfang des 19. Jahrhunderts und das Restaurant macht keine Ausnahme.

Die Speisekarte ist übersichtlich und die Weinkarte bietet eine vorzügliche Auswahl. Nicht umsonst hat das Restaurant ein Dauerabonnement an Auszeichnungen vom Wine Spectator Magazin. Ich bestelle ein fünfgängiges Menü aus zwei Vorspeisen, Hauptgang und zwei Desserts. Das Dinner ist sehr gut, aber dem Service fehlt es an der nötigen Aufmerksamkeit. Zurück im Palmer House schaue ich mir die Wettervorhersage für den morgigen Tag an – sonnig und nachmittags Regenschauer.


Gefahrene Strecke: 88 Meilen +++ Unterkunft: Palmer House, Manchester Center +++ Wetter: 20 Grad C, wolkig



23. Tag:  MANCHESTER › ARLINGTON › BENNINGTON › DORSET › MANCHESTER

Der heutige Tagesausflug führt nach Bennington. Erster Stopp ist die Old First Congregational Church of Bennington im Stadtviertel Old Bennington. Es ist die älteste Kirche (1805) in Vermont. Die älteste Kirche in USA die heute noch genutzt wird, ist die Old Trinity Church (1675) in Church Creek, Maryland. Der weiße Zaun entlang der Kirche und das rote Laub der Ahornbäume ergeben einen wunderschönen Kontrast. Auf dem Old Cemetery sehe ich mir das Grab des Dichters und vierfachem Pulitzer-Preisträger Robert Frost an. Weitere sehenswerte historische Gebäude rundum die Old First Congregational Church of Bennington: Grandma Moses Schoolhouse neben dem Bennington Museum, die Old Bennington Public Library und das Putnam House. Das verfallene Walloomsac Inn (1764) sieht aus wie ein Geisterhaus, ein gruseliger Fotospot in der Morgen- oder Abenddämmerung.

Ich schaue mir die Green Covered Bridge und Methodist Church in West Arlington an. Störend sind die Leitplanken und Stützseile auf der Brücke. Die Truss-Architektur kann man auch nicht fotografieren, weil sie durch ein Gitter verunstaltet wird. Wenn man die Brücke und Kirche im Hintergrund zu fotografieren möchte, muss man am Waldrand auf einen Felsabsatz klettern. Es ist nicht einfach eine freie Stelle zu finden, die nicht vom Gebüsch zugewachsen ist. Auch wenn dieses Motiv auf einer Briefmarke verewigt wurde, es gibt sehenswertere Brücken in Vermont. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Nolans aka Battenkill Farm. Der nächste Halt ist in Arlington. Ich sehe mir die St. James Church und Friedhof an.

Anschließend fahre ich zum Apple Barn & Country Bake Shop. Der frisch zubereitete Apfelkuchen schmeckt hervorragend, aber $4 für ein kleines Stück Kuchen ist happig. Der Apple Barn & Country Bake Shop ist sehenswerter, als die mit Touristen überlaufene Cold Hollow Cider Mill. Am Himmel braut sich Unheil zusammen. Dunkle Regenwolken ziehen auf und es beginnt zu tröpfeln.

Das Bennington Battle Monument ist mit 93 Meter Höhe das höchste Bauwerk in Vermont. Das Denkmal ist ein Symbol der Amerikanischen Revolution und wurde 1891 zu Ehren der Schlacht von Bennington errichtet. Die Schlacht im Jahr 1777 war der Wendepunkt im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, diese fand aber nicht in Bennington statt, sondern zehn Meilen nordwestlich davon. Die Bennington Battlefield State Historic Site liegt eine Meile östlich von Walloomsac im Bundesstaat New York. Ein Aufzug bringt die Besucher hinauf zur Aussichtsplattform des Bennington Battle Monument. Durch kleine Fenster kann man in alle vier Himmelsrichtungen blicken. Nur an drei Tagen im Jahr dürfen Besucher die 412 Stufen der Eisentreppe hinaufsteigen.

Fünf Covered Bridges gibt es im Bennington County, drei davon befinden sich direkt in der Stadt. In einem Umkreis von zwei Meilen liegen die Burt Henry Bridge, Paper Mill Bridge und Silk Road Bridge. Die Paper Mill mit dem Damm gefällt mir von diesen drei Brücken am schönsten. Leider fließt das Wasser nur spärlich. Der Magen knurrt... ich gehe ins The Blue Benn. Betritt man das Diner fühlt man sich wie in die 1960er Jahren – ein langer Tresen, Chrom, Ledersitzbänke und sogar Mini-Jukeboxes stehen an den Tischen. Es gibt ein Veggie-Omelette und dazu Kaffee. The Blue Benn bietet keine kulinarischen Leckereien, ist aber immer noch die bessere Alternative als die Fast-Food-Lokalitäten in Bennington. Das Omelette in Mike’s Gas (West Burke), bleibt weiterhin unübertroffen.

Mittlerweile regnet es in Strömen und ich beende vorzeitig den Besuch in Bennington. Ich fahre zurück nach Manchester und gehe ins Spital Press Café. Ich checke die Wetterlage und die Regenwolken ziehen auch bald vorbei. Nachdem es zu regnen aufgehört hat und die Sonne wieder durch die Wolkendecke blinzelt, mache ich mich auf dem Weg zu INN AT WEST VIEW FARM in Dorset. Das historische Inn aus dem Jahr 1870 ist nicht nur ein schöne Unterkunft, sondern hat auch ein feines Restaurant.

Küchenchef Raymond Chen und seine Frau Crystal Siewertsen offerieren ihren Gästen eine feine Asian-American Küche. Hungrig stelle ich ein sechsgängiges Menü zusammen. Die Suppe ist gespickt mit feinen Aromen, ebenso die Dumplings. Das schmeckt wunderbar, dagegen ist das Dessert eher von der gewöhnlichen Sorte. Hier würde ich mir mehr Einfallsreichtum vom Küchenchef wünschen. Wer feine asiatische Küche genießen möchte, das Inn at West View Farm ist genau der richtige Platz.


Gefahrene Strecke: 73 Meilen +++ Unterkunft: Palmer House, Manchester Center +++ Wetter: 18 Grad C, wolkig, Regenschauer



24. Tag:   MANCHESTER › WILLIAMSTOWN › SHELBURNE FALLS › PAXTON › WORCESTER

Ein klarer Sternenhimmel und eiskalte Morgenluft erwartet mich in der letzten Reisewoche. Ich verlasse Vermont und mache mich auf dem Weg nach Worcester in Massachusetts. Zwei Routen stehen zur Auswahl: die Massachusetts-Route über Williamstown, Shelburne Falls und Petersham oder die New Hampshire-Route über Keene, Harrisville und Peterborough. Ich entscheide mich für die landschaftlich reizvolle Strecke entlang des Mohawk Trail Scenic Byway. Tipp: Wer sich für die NH-Route entscheidet – Harrisville zählt zu den schönsten ländlichen Ortschaften in Neuengland.

Mit angepeilten 150 Meilen ist es die längste Strecke auf dieser Reise. Bei dreieinhalb Stunden Fahrt bzw. nur elf Stunden Tageslicht, bleibt keine Zeit für eine Wanderung und ich beschränke mich auf wenige Stopps. So gerne ich das MASS MoCa in North Adams besuchen würde, auch dafür ist keine Zeit. Die Carpenter Hill Rd (parallel zur Route 7) ist die letzte Dirt Road auf dieser Tour – eine schöne Alternativstrecke von Bennington nach Williamstown. Die Aussicht zu Sonnenaufgang auf die weitläufige Hügellandschaft, Farmen und dem Obstanbaugebiet Southern Vermont Orchards ist traumhaft.

In Williamstown halte ich am Williams College Museum of Art. Der Eyecatcher ist die Bronze-Granit-Skulptur „Eyes” von der Bildhauerin Louise Bourgeois. Überdimensional große Augäpfel starren einen an. Auch abends ein tolles Fotomotiv, wenn die in den Augen montierten Strahler leuchten. Sehenswert ist auch die Thompson Memorial Chapel. Die gotische Kirche liegt direkt gegenüber vom Williams College Museum of Art. Im urigen Linda’s Café in North Adams gehe ich frühstücken. Der Koch ist leider nicht von der schnellen Truppe. Nacheinander arbeitet er seine Bestellungen ab und ich muss über zwanzig Minuten auf zwei Spiegeleier mit Toast warten.

Die Route 2 in Williamstown ist der Startpunkt des Mohawk Trail Scenic Byway. Die Haarnadelkurve an den steilen Hängen der Hoosac Range findet man noch auf vielen Vintage-Postkarten. Kurz danach kommt der Aussichtpunkt auf North Adams. Einen schönen Ausblick hat man am Eastern Summit Overlook. An einem klaren Tag kann man das Deerfield River Valley, die hügeligen Green Mountains von Vermont und den Gipfel des Mount Monadnock im südlichen New Hampshire sehen. Zwischen North Adams und Florida befinden sich die Trailheads von Sunset Rock (1,5 mi) und Spruce Hill (2,6 mi) mit Blick auf Mt Greylock und die Taconic Range – die beiden Hikes sind Teil des Mahican-Mohawk Trail. Florida soll der kälteste Ort in Massachusetts sein. Da dürfte was wahres dran sein – es sind frische 3 Grad C am Vormittag. Der nächste Stopp ist an der Bissell Bridge in Charlemont. Einst gab es 270 Covered Bridges in Massachusetts, heute sind nur noch sieben Brücken davon übrig geblieben. Eine ungewöhnliche Perspektive ergibt sich, wenn man die Brücke und Damm vom Bachbett fotografiert. Leider ist es eine Sunrise-Location und der Mill Brook führt auch viel zu wenig Wasser.

In Shelburne Falls angekommen, sehe ich mir die Bridge of Flowers an. Die 1908 erbaute Bridge of Flowers überspannt den Deerfield River und ist die Verbindung zur Innenstadt. Die alljährlich von April bis Ende Oktober mit Blumen geschmückte Brücke ist nur für Fußgänger zugänglich. Die Blumenpracht ist im Frühling bestimmt ansehnlicher als im Herbst. Direkt daneben steht die Shelburne Falls Bridge. Die Brücke bietet ein interessante Fotoperspektive. Wenn man mittig davor steht und eine lange Brennweite benutzt, bewirkt der Kompressionseffekt das man glaubt die Eisenbrücke wäre geschrumpft, dabei ist die Brücke 97 Meter lang. Östlich von Shelburne Falls liegt die Davenport Maple Farm, eine Meile nördlich davon das Little Big House des Künstlers Glenn Ridler.

Die kurzweilige 65 Meilen lange Fahrt auf dem Mohawk Trail endet in Orange. Anschließend geht es auf die Route 122. Die Route 122 ist eine von zehn Scenic Byways in Massachusetts und schlängelt sich vierzig Meilen in südöstliche Richtung durch die Ortschaften Petersham, Barre bis nach Paxton. Petersham ist ein ruhiger, gefälliger Ort. Der Country Store der Schönste auf dieser Reise. Ein Eyecatcher ist die National Cash Register Model 842, Jahrgang 1916. Da ich früher als erwartet in Paxton ankomme, mache ich noch Station im Moore State Park. Einige sehenswerte Fotomotive befinden sich im Park, u.a. die Enchanta Bridge, die Old Sawmill und zwei Wasserfälle. Die Wasserfälle sieht man leider nur im Frühjahr bzw. Frühsommer. Diese Locations fotografiert man am besten am Nachmittag. Der spontane Ausflug hat sich gelohnt, eine der schönsten State Parks auf dieser Reise.

Am frühen Abend komme ich in Worcester an. Bis nach Providence, die Hauptstadt von Rhode Island, sind es zwar nur noch 43 Meilen, aber 148 Meilen sind genug für heute. Das Rhode Island State Capitol in Providence besitzt nach dem Petersdom in Rom, Minnesota State Capitol und Taj Mahal, die viertgrößte selbsttragende Kuppel der Welt. Eigentlich war das Capitol in Providence sogar in den Top 3, bis jemand in Minnesota meinte ein noch größeres State Capitol bauen zu müssen.

Ich gehe ins BOCADO, eine Tapas Wine Bar in Downtown Worcester. Spanische Gepflogenheiten entsprechend, kann man dort bis ein Uhr nachts speisen. Da ist es nur konsequent, dass auf der umfangreichen Weinkarte nur spanische Sorten zu finden sind. mich Ich bestelle sechs Tapas. Es ist ein auf und ab – die ersten drei Gänge sind sehr gut, während Oktopus und Tortilla mir nicht zusagen. Da ich morgen fit sein muss, begnüge ich mich mit einem Pfirsich Sangria. Das Zimmer im Residence Inn Worcester ist sehr geräumig, aber groß ausgepackt wird nicht mehr. Nur ein paar Stunden Schlaf, denn es wird eine sehr kurze Nacht!


Gefahrene Strecke: 148 Meilen +++ Unterkunft: Residence Inn Worcester, Worcester +++ Wetter: 15 Grad C, heiter